Obwohl das Land über die größten Naturreichtümer Afrikas verfügt, gehört es zu den ärmsten der Welt. Hauptursache hierfür sind die mehr als drei Jahrzehnte Misswirtschaft und Korruption durch das Mobutu-Regime, gefolgt von schweren kriegerischen Auseinandersetzungen bis in die Gegenwart.
Durch Billigprodukte, bes. aus Asien, kommen lokale Produktionen nicht zum Zug, © Karl Wirtz
Geschätztes BIP 47,32 Mrd. US-$ (2019)
Pro Kopf Einkommen (Kaufkraftparität) 541,00 US-$ (2019)
Rang der menschlichen Entwicklung (HDI) Rang 179 von 188 (2019)
Anteil Armut (unter 1,80 $ pro Tag) 71 % (2019)
Einkommensverteilung (Gini-Koeffizient) 42,1 (2018)
Wirtschaftlicher Transformationsindex (BTI) 126 von 137 (2020)
Wirtschaftslage und -politik
Anfang der 1990er Jahre brach die Wirtschaft völlig zusammen. Es herrschte Hyperinflation (1994: 7400 %). Durch Unruhen unter den Arbeitern sanken die Exporterlöse, die Infrastruktur im Transportwesen zerfiel, die Auslandsschulden stiegen auf 10 Mrd. Euro. Das Land war anschließend auf Nahrungsmittelimporte angewiesen.
Seit den Wahlen 2006 herrschen Hoffnungen im Volk. In Kinshasa und Lubumbashi wird viel gebaut. Die sozio-ökonomische Lage bleibt aber weiterhin prekär und verbessert sich nur langsam.
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Demokratischen Republik Kongo ist seit 2003, aufgrund anhaltend hoher Exporteinnahmen aus dem Bergbausektor, um jährlich ca. 6 % angestiegen und beträgt ca. 42,64 Mrd. US Dollar (Stand 2018). Die Wirtschaft wuchs 2014 um 9,47 %. Solide Rohstoffpreise und günstige Exportmöglichkeiten waren die entscheidenden Faktoren hierfür. Seit Anfang 2016 ist ein schwächeres Wirtschaftswachstum von 2,4 % zu beobachten. Mit einer sich abkühlenden Weltwirtschaft geraten die Rohstoffpreise unter Druck. Das Land befindet sich in einer angespannten Wirtschaftsentwicklung, wobei man sich bewusst sein muss, dass bis zu 80% der Bevölkerung von der Subsistenz- und Armutswirtschaft lebt.
Die Dollarisierung der kongolesischen Wirtschaft schreitet bis dato weiter voran. Der US-Dollar ist de facto das maßgebliche Zahlungsmittel in der DR Kongo. Alle wichtigen Geschäfte, bis hin zum Einkauf im Supermarkt, werden in US-Dollar getätigt. Der kongolesischen Regierung fehlt der politische Wille zur Veränderung dieser Situation.
Ende 2017 beliefen sich die Staatsschulden erneut auf 5,1 Mrd. US$, mit steigender Tendenz. Die Demokratische Republik Kongo lag damit auf Platz 192 von 210 Finanzeinrichtungen. Die offizielle Inflationsrate betrug 41,5% und der niedrige Zinssatz auf den Kapitalmärkten verführt das rohstoffreiche Land weiterhin zu Neuverschuldungen.
Der neugewählte Präsident Tshisekedi hat nach der Analyse der aktuellen Wirtschaftslage ein umfangreiches Wirtschaftsprogramm vorgestellt.
Die Wirtschaft wird, laut unterschiedlicher aktueller Prognosen, in den kommenden Jahren um ca. 5-8 % steigen und aufrechterhalten werden. Trotz der positiven Entwicklung dieser Wachstumsrate werden mehrere Jahre vergehen müssen, um den Stand der 90er Jahre wieder zu erreichen.
Die Volkswirtschaft der Demokratischen Republik Kongo wird von Bergbau und angegliederten Betrieben bestimmt. Die Gründung und Betreibung wirtschaftlicher Unternehmen ist unter den gegebenen politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen sehr risikoreich. Programme der Weltbank und anderer internationaler Finanzierungsstrukturen greifen nur langsam. Rechtsunsicherheit, Korruption und unsichere Märkte erschweren neue Investitionen.
Bemerkenswert ist die Bedeutung des informellen Sektors. Diesem ist es zu verdanken, dass besonders die städtische Bevölkerung eine Mindestversorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs erfährt.
Die afrikanische Entwicklungsbank erstellt gemeinsam mit dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) einen fortlaufenden Überblick zu der ökonomischen Entwicklung in den 54 afrikanischen Ländern. Der nationale Human Development Report der Vereinten Nationen weist auf die schwierigen politischen und administrativen Rahmenbedingungen hin welche einer wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung in der Demokratischen Republik Kongo im Wege stehen.
Sektoren der Wirtschaft
Die Volkswirtschaft der Demokratischen Republik Kongo wächst nur langsam. Die 2012 eingeführte Mehrwertsteuer und eine restriktive Geldpolitik der Zentralbank bieten zwar gute Voraussetzungen für ein Wachstum der Wirtschaft, aber Korruption und einseitige Abhängigkeit vom Rohstoffabbau wirken sich destabilisierend aus.
In den vergangenen Jahren hat sich die Telekommunikation besonders schnell entwickelt. Nahezu alle Städte und größere Orte sind an die Mobilfunknetze angeschlossen.
Die Finanzsituation hat sich 2017 deutlich verschlechtert. Die Inflationsrate ist im Jahresdurchschnitt auf 47% gestiegen.
Die Rahmenbedingungen für ein Wirtschaftswachstum sind weiterhin durch die guten Rohstoffpreise gegeben. Offen ist die Frage, ob es gelingt die breite Bevölkerung in den Wirtschaftsprozess zu integrieren und Armut und Unterentwicklung zu verringern.
Die städtische Bevölkerung, allen voran die Menschen in der zehn Millionenstadt Kinshasa, lebt fast ausschließlich vom informellen Sektor. Kleinstunternehmen, Kleinhändler und das lokale Transportwesen sichern den Lebensunterhalt der Menschen.
Die kongolesische Regierung bietet ausländischen Investoren viele Vergünstigungen; sie ist bestrebt das Wirtschaftswachstum mittelfristig bei 5 % zu stabilisieren.
Bergbau und angegliederte Industrie
Der Bergbau bestimmt die wirtschaftlichen Aktivitäten in der DR Kongo. 40 % des BIP werden direkt oder indirekt aus dem Bergbau generiert, der sich auf den Osten und Südosten des Landes konzentriert. Die Provinz Katanga ist immer noch das zentrale Bergbaugebiet, auch wenn im Osten (Kivu und Maniema) und Mbuji Mayi (Kasai Oriental) intensiver Bergbau (u.a. Gold, Diamanten) betrieben wird.
Die DR Kongo verfügt über Vorkommen von Diamanten, Coltan, Kupfer, Kobalt, Gold, Tantal, Zink, Silber, Zinn, Germanium, Wolfram und Kohle, deren Wert auf mehrere Hundert Milliarden US-Dollar geschätzt wird.Bemerkenswert sind die weltweiten Rohstoffreserven in der DR Kongo: 10% bei Kupfer, 50% bei Coltan und 80% bei Colombo-Tantalit.
Der Kleinbergbau ist in der DR Kongo ein bedeutender Wirtschaftszweig. Geschätzte 500.000 Menschen leben von den Aktivitäten in diesem nicht regulierten, informellen Bereich. Der Bergbau findet oft unter bedrohlichen Transportbedingungen statt, es mangelt an einer effizienten Infrastruktur. Bedauerlicherweise kommt es häufig auch zu tödlichen Unfällen in den ungesicherten Bergwerken; in den gefährlichen Stollen und primitiven Verarbeitungsanlagen. Die Lebensbedingungen der Bergleute sind inakzeptabel – korrupte Beamte und Sicherheitskräfte bereichern sich zudem an den bescheidenen Schürfergebnissen.
Der sich seit Jahren hinziehende Konflikt im Osten der Demokratischen Republik hat unterschiedliche Ursachen, wobei der Kampf um die Rohstoffe im Mittelpunkt steht. Korruption und der handlungsunfähige Staat blockieren alle Versuche dies zu verändern.
Bekannt ist die DR Kongo auch für die reichen Coltan-Vorkommen. Coltan enthält zwei der begehrtesten Metallerze (Columbit und Tantalit), die Niob und Tantal enthalten. Tantal ist für die Produktion von diversen Geräten aus der Unterhaltungselektronik (Mobiltelefone, Computerchips, Videokameras) von großer Bedeutung. Niob dient der Herstellung hitzebeständiger Bauteile für Raketen, Düsenflugzeuge und Weltraumkapseln.
Die DR Kongo ist ein bedeutender Goldproduzent, jedoch nur ein Teil dieses «Schatzes» nutzt der lokalen Wirtschaft. Korruption und Schmuggel bestimmen das Geschehen. Die lokale Bevölkerung profitiert kaum von der Goldförderung. Man spricht von bis zu 1 Million Menschen, meist junge Männer, die als Goldschürfer ihren bescheidenen Lebensunterhalt von ein bis zwei US$ pro Tag erwirtschaften. Gold nimmt immer noch eine bedeutende Stellung auf dem internationalen Edelmetallmarkt ein.
Weitere Bodenschätze, die gefördert werden, sind Erdöl, Silber, Mangan, Zink, Zinn, Cadmium, Germanium und Beryllium.
Kupfer ist einer der wichtigsten Rohstoffe auf dem Weltmarkt. 2017 lag die Kupferproduktion weltweit bei ca. 19,7 Mio. Tonnen. Die Demokratische Republik Kongo ist nach Chile, Peru und China mit 850.000 Tonnen ein wichtiger Produzent. Die Nachfrage steigt und die DR Kongo profitiert von dieser Situation. Man rechnet mit einer weiteren Preissteigerung. 2017 stieg der Kupferpreis um fast 30 % auf einen Jahresdurchschnitt von 6.600 US $. Er hält sich auf einem hohen Niveau, doch gleichzeitig besteht die Befürchtung, dass Spekulanten den Preis künstlich hoch halten. Ein Rohstoffcrash hätte für die kongolesische Bergbauindustrie und die betroffene Bevölkerung verheerende Auswirkungen.
Nach Kupfer ist Kobalt der Rohstoff mit der größten Nachfrage auf dem Weltmarkt. Beide Rohstoffe werden häufig in den gleichen Vorkommen gefunden und abgebaut. Die Nachfrage ist außergewöhnlich stark, denn alleine für die Batterien der Elektroautos werden bis zu 10 kg Kobalt pro Fahrzeug benötigt. In den vergangenen zwei Jahren ist der Kobaltpreis von 23.000 US $ je Tonne auf 93.000 US $ gestiegen.
Die DR Kongo ist mit über 50% der Kobalt-Weltproduktion Marktführer. 17 internationale Bergwerke, die hochmodern ausgerüstet sind und daher kaum Arbeitskräfte benötigen, bestimmen die Produktion. Dem stehen hunderttausende Arbeiter und Kinder, die Kleinstbergbau unter menschenunwürdigen Bedingungen betreiben, gegenüber.
Große Teile der Gewinne aus dem Bergbau verschwinden in privaten Taschen. Beispielsweise hat alleine die multinationale Rohstofffirma Glencore 2017 einen Gewinn von 6,9 Mrd. US $ ausgewiesen, dies ist mehr als der Staatshaushalt der Demokratischen Republik Kongo.
Forstwirtschaft
Der Holzreichtum des Landes ist enorm. Etwa 52 % des Landes sind mit tropischem Regenwald, der zum Kongobecken gehört, bedeckt. Damit besitzt das Land die zweitgrößte zusammenhängende
Regenwaldfläche nach Brasilien. Fast 6 % des weltweiten Regenwaldbestandes und etwa die Hälfte des afrikanischen Waldbestandes befinden sich in der Demokratischen Republik Kongo. Nur etwa 8 % werden als Nutzholz verwendet, überwiegend als Brennholz für den privaten Haushalt.
Internationale Berichte zeigen, dass es trotz internationaler Nutzungsverträge mit der kongolesischen Regierung zu weiteren unkontrollierten Abholzungen in der DR Kongo kommt. Auf Druck der Weltbank hat die Regierung besonders „räuberische“ Konzessionen für ausländische Firmen gekündigt.
Bei den verantwortlichen Politikern und Verwaltungsangestellten fehlt es an Umsetzungswillen, um eine reale Forstwirtschaft zu betreiben. Die Regierung möchte die lokalen Gemeinden und die Zivilgesellschaft stärker in Aufforstung und Waldwirtschaft einbinden. Korruption und die schlecht funktionierende staatliche Verwaltung blockieren diesen Ansatz.
Der illegale Holzeinschlag hochwertiger tropischer Gehölze wird ein zunehmendes Problem. Besonders im Osten des Landes organisieren bewaffnete Banden und paramilitärische Gruppen den Holzeinschlag. Die Exporte gehen über Ruanda und Uganda nach Asien und Europa. Auch deutsche Firmen scheinen an nicht genehmigten Abholzungen beteiligt zu sein.
Das volkswirtschaftliche Potenzial des Regenwaldes wird kaum genutzt. Gleichzeitig wird der Wald zunehmend zerstört und die Tourismusindustrie kommt fast zum Stillstand. Die gewaltsamen Konflikte und die nicht vorhandene Infrastruktur blockieren hier das System. Noch sind von den ca. 1,2 Mio. Quadratkilometer Regenwald 600.000 Quadratkilometer vollkommen unberührt. Die Vergabe von illegalen Lizenzen zum Holzeinschlag, die unfähige Administration sowie Kontrollorgane ohne jegliche Infrastruktur erlauben eine gefährlich schnelle Abholzung der grünen Lunge Afrikas.
Alle tropischen Kulturpflanzen wurden schon während der Kolonialzeit angebaut. Ölpalmen, Heveakulturen – Hevea Brasilliensis (Kautschuk) – und eine Vielzahl an verschiedenen Plantagenkulturen dürften in den nächsten Jahren an Bedeutung für Land- und Forstwirtschaft zunehmen. Im Rahmen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit fördert die GIZ das Vorhaben: Regionale Unterstützung der Zentralafrikanischen Waldkommission (COMIFAC).
Die FAO fördert im Rahmen des UN-REDD-Programms (Reducing Emissions from Deforestation and Forest Degration in Developing Countries) ein Regenwald-Beobachtungs-System in der DR Kongo.
Landwirtschaft
Zwei Drittel der Bevölkerung lebt von der Landwirtschaft, die geschätzt über 30 % zum Bruttoinlandsprodukt beisteuert. Bestimmend ist die Subsistenzlandwirtschaft.
Große Gebiete sind landwirtschaftlich nutzbar; es werden aber nur rund 5 % kultiviert. Wobei zu beachten ist, dass in manchen Regionen, z.B. Kivu, Katanga und im Umfeld der großen Städte, sämtliches Land genutzt wird und Landknappheit besteht, während die Regenwaldgebiete kaum landwirtschaftlich genutzt werden.
Haupterzeugnisse sind Maniok, Mais, Reis, Bohnen, Kartoffeln, Süßkartoffeln, verschiedene Spinatsorten und Kochbananen. Diese Produkte bestimmen die tägliche Ernährung. Zuckerrohr, Erdnüsse, Ölpalmen, Bananen, Obst und Wildfrüchte ergänzen die kongolesische Küche. Die landwirtschaftliche Produktion von Exportprodukten ist fast vollkommen zusammengebrochen. Es besteht ein großes Produktionspotenzial für Ölpalmen, Kaffee, Tee, Kautschuk, Baumwolle, Sojabohnen und Kakao. Nach offiziellen Darstellungen steigt die landwirtschaftliche Produktion deutlich an.
Auf den lokalen Märkten werden Ziegen, Schafe, Geflügel und je nach Region auch Rindvieh gehandelt. Der Viehbestand wurde durch die kriegerischen Unruhen deutlich dezimiert, selbiges trifft auch auf den Wildbestand zu.
Die landwirtschaftliche Produktion könnte deutlich höher sein, wäre die Vermarktung der Produkte gewährleistet. Vielerorts gibt es gute und ausreichende Erträge, jedoch blockieren die schlechten Verkehrsverbindungen die Vermarktung. Es fehlen Straßen und vor allen Dingen Brücken. Die Transportkosten sind an vielen Orten so hoch, dass sich die Vermarktung der Ernte nicht mehr lohnt.
Die Regierung fördert die kommerzielle Landwirtschaft ohne den finanziellen Rahmen hierfür zu schaffen. Eine Förderung der bestimmenden Kleinlandwirtschaft gibt es nicht.
Die internationalen Geberorganisationen bemühen sich um eine Förderung der Landwirtschaft. Da ein landwirtschaftlicher Beratungsdienst nicht mehr existiert, fehlt eine Struktur zur Unterstützung der Kleinbauern. Gesetzesinitiativen haben auf Grund der bestehenden Machtverhältnisse kaum Wirkung. Es besteht im Gegenteil eher die Gefahr, dass die kommerzielle Agrarindustrie Land beansprucht, welches bisher von Kleinbauern bearbeitet wird, die keine formalen Landtitel besitzen.
Industrie
Die kongolesische Wirtschaft wird vom Bergbau und der Holzindustrie bestimmt. Das Transportgewerbe profitiert in den Bergbau- und Waldregionen von den wirtschaftlichen Aktivitäten. Im Umfeld der Bergbauindustrie sind Fachhandwerker und Dienstleistungsunternehmen zur Wartung und Reparatur der Maschinen und Verarbeitungsanlagen angesiedelt.
Exakte Zahlen über den Export von Mineralien gibt es nicht, wobei sich die Informationslage in den vergangenen Jahren verbessert hat. Der Sec. 1502 Dodd-Frank Akt schreibt der produzierenden Industrie vor, genau zu dokumentieren, woher die Mineralien kommen, die in den Kriegsregionen der Demokratischen Republik Kongo gewonnen werden.
Die lokale Industrie ist vielerorts zum Stillstand gekommen. Der gesamte industrielle Bereich wurde durch den wirtschaftlichen Niedergang und vor allem durch die rasende Inflation seit 1990 schwer geschädigt. Im Land werden einfache Schuhe, Zigaretten und Getränke (Limonaden und Bier) hergestellt. Fast alle Güter des täglichen Bedarfs – bis hin zu vielen Nahrungsmitteln – müssen importiert werden.
Besonders dramatisch für das Land war der Niedergang der lokalen Textilindustrie “Syntexkin“. Mehrere Tausend Arbeiter verloren im Laufe der Zeit ihre Arbeitsplätze. 2008 wurde die letzte Produktionseinheit geschlossen. Gleichzeitig verdrängten chinesische Importe lokale Produkte.
Energieversorgung
Hauptenergiequelle in der Demokratischen Republik Kongo sind zwei Wasserkraftwerke. Diese beiden Wasserkraftwerke Inga I und Inga II, die Diktator Mobutu 1972 und 1982 bauen ließ, liegen an den Inga-Fällen, an denen der größte Strom Afrikas, der Kongo, über 100 Meter herunterstürzt. Großfirmen aus den USA und Europa schlossen sich zu einem Konsortium zusammen und vergaben die Kredite für diese Kraftwerke, die vor allem die Zehn-Millionen-Metropole Kinshasa mit Strom versorgen.
Von den Wasserkraftwerken aus läuft die längste Gleichstromleitung der Welt 1.725 Kilometer quer durch das Land, in die im Südosten liegende Rohstoffregion Katanga. Da es sehr aufwendig ist Gleichstrom in Wechselstrom herunterzutransformieren, profitieren die an der Leitung gelegenen Städte (mit Hunderttausenden von Einwohnern) nicht von dieser Energiequelle. Sie bleiben, wie fast alle Regionen in der DR Kongo, ohne Stromversorgung.
Die INGA-Kraftwerke sollen zum größten Kraftwerk der Erde werden. Südafrika unterzeichnete im Oktober 2013 ein Kooperationsabkommen mit der kongolesischen Regierung zum Ausbau von INGA. So ist seit Jahren ein weiterer – dritter – Damm, INGA 3, in Planung, an dem außer südafrikanische auch chinesische und diverse internationale Konsortien beteiligt sind. Der Baubeginn ist jedoch bis dato nicht bekannt.
Außenhandel
Die Durchlässigkeit der Grenzen macht eine exakte Quantifizierung der Ein- und Ausfuhren der Demokratischen Republik Kongo schwierig. Nach dem wirtschaftlichen Niedergang der 90er Jahre haben sich lokale Märkte stark entwickelt und spielen heute eine ausschlaggebende Rolle in der Wirtschaft des Landes.
Seit 2002 steigen die Exporte kontinuierlich. Investitionen, wachsende Einnahmen und die Unterstützung internationaler Geldgeber für diverse Entwicklungsprojekte sowie die Schwäche der nationalen verarbeitenden Industrie und des Agrarsektors führten auch zu einem steten Wachstum der Einfuhren. Die positive Entwicklung der Handelsbilanz zeigt aber ein reduziertes Bild der Wirklichkeit. Die Importe bestehen zum großen Teil aus Konsumgütern und die Exporte aus Rohstoffen/Mineralien. Die Wirtschaft basiert heute fast ausschließlich auf dem Export von Industriediamanten, Rohöl, Kobalt, Kupfer, Coltan, Gold und seltene Metalle.
Die wichtigsten Handelspartner sind Belgien, Südafrika, Brasilien, Frankreich, USA, Deutschland und Indien. Mittlerweile spielt die VR China bei internationalen Wirtschafts- und Handelsbeziehungen eine zunehmend bedeutende Rolle. Insbesondere im Rennen um Rohstoffe und Absatzmärkte der Demokratischen Republik Kongo macht China den Europäern erfolgreich Konkurrenz. So hat China in September 2008 mit der DR Kongo lukrative Wirtschaftsverträge unterschrieben. Gegenstand der Vereinbarung ist ein über einen Zeitraum von 30 Jahren dauerndes Milliardengeschäft. Dabei will die DR Kongo einer Gruppe chinesischer Firmen «ihre Versorgung mit Rohmetallen garantieren». Im Gegenzug wollen die Chinesen große Infrastruktur-Baumaßnahmen im Kongo durchführen.
Auch wenn es immer wieder zu Verzögerungen bei der Umsetzung der chinesisch-kongolesischen Projekte kommt, gelingt es China seinen wirtschaftlichen Einfluss weiter auszubauen. China ist heute einer der zentralen Akteure im Bergbau und im Import von Mineralien aus der DR Kongo.
Entwicklung und Entwicklungspolitik
Bei der Umsetzung der Millennium Entwicklungsziele (MDG) wurden in der Demokratischen Republik Kongo große Anstrengungen unternommen, dies belegen Berichte der Vereinten Nationen. Die Datenlage ist unsicher, da große Teile der ländlichen Bevölkerung sehr isoliert leben und es keine gesicherten Zahlen zur Bevölkerungs- und Entwicklungssituation gibt. Auch im städtischen Umfeld sind die Ergebnisse der eingesetzten Indikatoren nicht zuverlässig. Verbesserungen der Lebensbedingungen zeigen sich in den Großräumen der Städte Kinshasa, Goma, Bukavu und Lubumbashi und in den Regionen Süd-Kivu und Bas-Kongo.
Die Indikatoren zur Armutsminderung zeigen keine Verbesserung der Lebenssituation. Sie bleiben eine Herausforderung für die Regierung und die internationale Gemeinschaft, da der größte Teil der Bevölkerung der Demokratischen Republik Kongo immer noch in absoluter Armut lebt.
In Anlehnung an die «Deklaration von Paris» bemüht sich die kongolesische Regierung seit 2008 die Entwicklungsarbeit im Land stärker zu steuern und zu koordinieren. Umgesetzt werden soll dies durch das Planungsministerium (Ministère du Plan de la République Démocratique du Congo). Die Eigeninteressen der einzelnen Ministerien und der lokalen administrativen Strukturen erschweren jedoch die notwendige Zusammenarbeit. Die ausufernde Bürokratie stellt häufig eine Blockade von notwendiger Planung und Aktion dar.
Die humanitäre Hilfe und Nothilfe wird durch das OCHA (United Nations Office for the Coordination of Humanitarian Affaires) gesteuert. Es handelt sich hierbei um das umfangreichste Programm von OCHA weltweit.
Deutsche Entwicklungs- und Hilfsorganisationen im Land
1992 hatte die Bundesregierung, aufgrund andauernder Manipulierung des Demokratisierungsprozesses, ihre Entwicklungszusammenarbeit (EZ) eingestellt. Diesem Schritt folgten andere Geberländer, mit Ausnahme Frankreichs. Vor Ort blieben jedoch kirchliche und nichtstaatliche Entwicklungsorganisationen wie Brot für die Welt, Misereor und die Deutsche Welthungerhilfe, die mit zivilgesellschaftlichen Partnern und besonders auch mit kirchlichen Strukturen in der Demokratischen Republik Kongo zusammenarbeiteten.
Im Dezember 2014 fanden Konsultationen zwischen Vertretern der Demokratischen Republik Kongo und der Bundesrepublik Deutschland statt. Im Rahmen der bilateralen Zusammenarbeit wurden der Demokratischen Republik Kongo damals 45 Mio. EUR zur Verfügung gestellt. Hiervon sollten ca. 20 Mio. EUR für den nationalen Friedensfonds eingesetzt werden. Für das Jahr 2017 waren Regierungsverhandlungen vorgesehen, die jedoch als Reaktion auf die Verschleppung der Wahlen ausgesetzt wurden. Von deutscher Seite wird die Entwicklungszusammenarbeit seitdem regierungsfern so ausgerichtet, dass diese nun unmittelbar der Bevölkerung zugutekommt. Seit 2018 baut das BMZ sein Engagement für Frieden und Sicherheit mittels Personal und Finanzierungen aus.
Die Schwerpunkte der deutsch-kongolesischen Zusammenarbeit sind die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung, der Schutz und die nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen und die nachhaltige Wirtschaftsentwicklung. Themen zu Frieden und Sicherheit werden einer besonderen Bedeutung beigemessen, da sie Voraussetzung für eine nachhaltige Entwicklungsarbeit sind. Auf internationaler Ebene arbeitet man hier besonders eng auch mit der Afrikanischen Union zusammen.
Eine wichtige Aktivität des Partnerschaftsprogrammes (BMZ-UNHCR-GIZ) ist die Rückführung der Flüchtlinge und intern vertriebenen Menschen sowie deren nachhaltige Integration. Neben den staatlichen Durchführungsorganisationen GIZ und KfW sind in der Demokratischen Republik Kongo weitere deutsche EZ-Akteure tätig:
Politische Stiftungen
Hanns Seidel Stiftung (HSS) !
Konrad Adenauer Stiftung (KAS)
Nichtregierungsorganisationen bzw. kirchliche und humanitäre Organisationen
Agiamondo
Brot für die Welt
Caritas
Christoffel Blindenmission (CBM)
Deutsche Welthungerhilfe
Diakonie Katastrophenhilfe
Johanniter-Auslandshilfe
Malteser International
Misereor
Architekten über Grenzen/Brunnenbauschule in Kikwit
Goethe-Institut
Die im Rahmen der deutschen Entwicklungs- und Nothilfe geleistete Arbeit wurde 2011 in einer ausführlichen Studie ausgewertet. Diese Studie leistet einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der humanitären Hilfe.
Zusätzlich zu der bilateralen Hilfe engagiert sich Deutschland in multilateralen Organisationen und innerhalb der EU für die DR Kongo:
EU – Europäische Union
IWF – Internationaler Währungsfonds WB – Weltbank
AfDB – Afrikanische Entwicklungsbank
VN – Vereinte Nationen und ihre verschiedenen Unterorganisationen
Internationale Entwicklungszusammenarbeit
Etwa 35 % des Haushalts der kongolesischen Regierung (ca. 7,3 Mrd. US-Dollar in 2011) wird von internationalen Gebern finanziert. Das Land ist kein Empfänger direkter Budgethilfe. Fast alle Geberländer sind in der bilateralen Entwicklungszusammenarbeit mit der DR Kongo vertreten und alle bedeutenden multilateralen Organisationen fördern Programme in der Demokratischen Republik Kongo. Die Europäischen Union und die Vereinigten Staaten von Amerika haben die Themen «Gute Regierungsführung» und «Aufbau demokratischer und administrativer Strukturen», als Querschnittsthemen bei ihrer Zusammenarbeit.
Die wichtigsten bilateralen Geber neben Deutschland: siehe vorhergehendes Kapitel:
USA
Großbritannien
Japan
Frankreich
Die Demokratische Republik Kongo hat durch die Frankophonie eine besondere Beziehung zu Frankreich. Ein Schwerpunkt liegt in der Zusammenarbeit in den Bereichen Kunst und Kultur.
Anzumerken ist, dass Belgien bisher mit 25 Millionen Euro einen bemerkenswerten Beitrag zur Entwicklungsarbeit in der Demokratischen Republik Kongo geleistet hat. Die dort bestehenden massiven Menschenrechtsverletzungen haben die belgische Regierung seit 2017 zu einem Kurswechsel veranlasst. Seit 2018 fördert sie ausschließlich Nichtregierungsorganisationen. Die Regierung der DR Kongo wirft der belgischen Regierung Manipulation von Informationen vor. Es bestehen massive Spannungen zwischen der internationalen Gebergemeinschaft und der Regierung der Demokratischen Republik Kongo.
Karl Wirtz ist Diplomagraringenieur und bereist seit 1981 regelmäßig die DR Kongo. Neben ländlicher Entwicklung und Ernährungssicherung interessiert er sich besonders für sozialpolitische Aufgaben, Ökologie, Konfliktlösungen und interkulturelle Zusammenarbeit. Er wirkt als Fachberater für Misereor, Brot für die Welt, GIZ und hat die Texte verfasst. Die Veröffentlichung der Länderinformationen auf unseren touristischen Seiten wurde mit der GIZ besprochen.