Landesinfo DR Kongo

Die Demokratische Republik Kongo liegt in Zentralafrika. Das zweitgrößte Land des Kontinents ist mit über zwei Millionen Quadratkilometern fast so groß wie Westeuropa. Rund 60 Prozent der gesamten Fläche nimmt das Kongobecken mit seinen tropischen Regenwäldern ein. Bergketten begrenzen diese fruchtbare Region. Die Demokratische Republik Kongo besitzt die größte Regenwaldfläche Afrikas. Das Land hat ein noch unerfasstes Potenzial zur Land- und Forstwirtschaft. Unter der Erde schlummern unendlich scheinende Bodenschätze. Und doch sind die Menschen bitter arm – zudem blockieren Kriege und Habgier das große Entwicklungspotenzial des Landes.

Weite, Vielfalt und Vitalität der Menschen bestimmen das Bild des Kongos, © Karl Wirtz

Offizieller Name Demokratische Republik Kongo
Fläche 2.345.410 km²
Einwohner 83,2 Mio. (2018 geschätzt)
Bevölkerungswachstum  2,33% (2018 geschätzt)
Regierungssitz Kinshasa
Amtssprache Französisch
Nationalsprachen Lingala, Kisuaheli, Kikongo, Tshiluba

Lage und Größe

Die Demokratische Republik Kongo ist der zweitgrößte Staat in Afrika und mit 2.345.410 km² ca. 6,6 mal so groß wie die Bundesrepublik. Das Land erstreckt sich zwischen 5º 30′ nördlicher und 13º 5′ südlicher Breite sowie zwischen 12º 15′ und 31º 15′ östlicher Länge in Zentralafrika am Äquator.

Eine gemeinsame Grenze (insgesamt 10.730 km) besteht zu den Staaten Republik Kongo (Brazzaville) (2.410 km) im Westen; Zentralafrikanische Republik (1.577 km) im Norden; dem Südsudan (628 km) im Nordosten; Uganda (765 km), Ruanda (217 km), Burundi (233 km) und Tansania (459 km) im Osten; Sambia (1.930 km) im Südosten und Süden; Angola (2.511 km) im Süden und Südwesten.

Die 40 km lange Küste nördlich der Kongomündung stellt die einzige Öffnung zum Atlantischen Ozean dar. Diese trennt die angolanische Exklave Cabinda vom Rest der Republik Angola ab. Hier befinden sich unter anderem Erdölvorkommen. 

Die Ostgrenze des Landes bildet die Seenkette des Großen Afrikanischen Grabens. Dazu gehören unter anderem (von Nord nach Süd) der Albertsee, Eduardsee, Kivusee, Tanganyika-See und Mweru-See. Diese Grenzregion birgt darüber hinaus mit die bedeutendsten Bodenschätze Afrikas.

Karten

administrative Karte
physische Karte
thematische Karten der FAO
detaillierte Karte der UN

Kartensammlung der University of Texas
Kartensammlung von Reliefweb

Grunddaten

Die Datenlage zu den sozialen, ökonomischen und ökologischen Gegebenheiten in der DR Kongo ist äußerst unsicher. Staatliche Organe funktionieren kaum, Statistiken beruhen fast ausschließlich auf geschätzten Zahlen. Internationale Organisationen basieren ihre Indikationen auf lokale Erhebungen und anschließenden Hochrechnungen. Nichtregierungsorganisationen und politische Organisationen sind in Gefahr unsichere Statistiken aus dem jeweils eigenen Blickwinkel zu interpretieren.

Die CIA ermittelte zum 1.1.2020 eine geschätzte Einwohnerzahl von 101.780 Millionen Personen. UN- Quellen gehen von geschätzten 83,20 Mio. Einwohnern aus. Fachkundige Beobachter hingegen  gehen davon aus, dass die tatsächliche Bevölkerungszahl jedoch eher über dem hier angegebenen Wert der Vereinten Nationen (UN) liegt.

Folgende Quellen können zur Entwicklung eines möglichst aussagekräftigen Bildes genutzt werden: UNDP Human Development Reports

CIA World Factbook

Weltbank

Wirtschaftskammer Österreich
Nationales Statistikinstitut

Landschaftsräume

Die Demokratische Republik Kongo erstreckt sich über sehr unterschiedliche Landschaftsräume. Rund 60 % des Landes nimmt das Kongobecken mit seinen tropischen Regenwäldern ein. Es ist in alle Richtungen von Bergzügen mit 500 bis 1000 m  Höhe begrenzt. Im Süden liegt das Shaba- oder Katanga-Bergland, welches Teil der Lundaschwelle ist.

Im Süden und Osten des Landes steigen die Bergzüge mit den Mitumba-Bergen und den Kundelungu-Bergen im Süden sowie der Zentralafrikanische Schwelle mit den Virunga- Vulkanen im Osten zu Mittel- bis Hochgebirgen an. Sie erreichen mittlere Höhen von bis zu 1200 m und sind reich an Bodenschätzen, wie Kupfer und Uran.

Die höchste Erhebung ist mit 5109 m der Margherita Peak im Ruwenzori-Gebirge an der Grenze zu Uganda.

Flora und Fauna

Den unterschiedlichen geologischen, topographischen und klimatischen Gegebenheiten entsprechend, zeichnet sich die Demokratische Republik Kongo durch eine vielfältige Vegetation aus.

Das Land ist nach Brasilien und Indonesien weltweit das Land mit den größten zusammenhängenden Flächen an tropischem Regenwald. Hochkomplexe Ökosysteme und vielfältige Biodiversität geben  den Naturräumen der DR Kongo einzigartige Erscheinungsformen.

60 Millionen Hektar Urwald gehören zur DR Kongo. Von der großen Artenvielfalt sind viele Spezies noch nicht erfasst. Acht Prozent der Weltsüßwasserreserven werden im Kongobecken gespeichert. Im tropischen Tiefland des Kongobeckens findet man den klassischen Regenwald mit seinen flachgründigen Böden und Jahresniederschlägen von 3000 bis 4000 Millimetern.

Neben den tropischen Harthölzern, wie Mahagoni und Teak, findet man große Flächen mit Ölpalmen, Kautschukbäumen (Heves Brasiliensis) sowie Tee- und Kaffeepflanzen. Hierbei handelt es sich um verwilderte Plantagenkulturen, die während der politischen Auseinandersetzungen der vergangenen Jahrzehnte aufgegeben wurden.

Flora und Fauna sind von großer Vielfalt und besonders in den Regenwaldgebieten findet man unzählige Pflanzen und Tiere. Nach dem Amazonasgebiet und Indonesien weist das Kongobecken den drittgrößten Bestand an tropischem Regenwald mit reicher Biodiversität auf. Dazu kommen die artenreichen Bergregenwälder im Osten des Landes mit dem Ruwenzori-Gebirge / Virunga Nationalpark mit seinen Schimpansen und bekannten Berggorillas.

Fruchtbare Böden vulkanischen Ursprungs, ein mildes Klima, verbunden mit ausreichenden und gut verteilten Jahresniederschlägen, sind günstige Wachstumsfaktoren für eine vielfältige Pflanzenwelt und ideale Lebensräume für eine mannigfaltige Tierwelt. Bisher wurden beispielsweise über 1000 verschiedene Vogelarten und 11000 verschiedene Pflanzen erfasst. Bedingt durch die unsichere politische Lage und mangelnde finanzielle Mittel konnten darüber hinaus viele Pflanzen- und Tierarten noch nicht endgültig bestimmt werden.

Leider wurde ein großer Anteil der einst weit verbreiteten Tiere wie Okapi, Elefanten, Nilpferde oder auch Nashörner Opfer von Wilderei und Kriegsgewalt. Von den 1960 noch 8000 gezählten Berggorillas haben höchstens 1000 Tiere überlebt. Obwohl inzwischen ein leichter  Populationsanstieg zu verzeichnen ist, sind die Berggorillas weiterhin vom Aussterben bedroht.

Die Trockensavannen im Norden und Süden des Landes sind ideale Weidegründe für Rinder. Schon die Kolonialherren haben hier riesige Viehfarmen angelegt. Dies war nur möglich durch die Verbreitung des TseTse-resistenten Ndama-Rindes. Im Zug der politischen Wirren ist der Rindviehbestand von 1,2 Millionen auf heute geschätzte 180.000 Tiere gesunken. Jedoch verbessert sich seit einigen Jahren langsam die Situation.

Schon zur Kolonialzeit hat man mit der Ausweisung von ökologischen Schutzzonen begonnen, welche später zu Nationalparks wurden. Der erste Nationalpark wurde 1928 gegründet. Auf dem Staatsgebiet der Demokratischen Republik Kongo wurden einige Schutzgebiete und Nationalparks von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt. Heute sind diese Parks auf der UNESCO- Liste des gefährdeten Welterbes aufgeführt.

Von sieben ausgewiesenen Nationalparks gehören fünf zum Weltnaturerbe der UNESCO:

Salonga National Park (Weltnaturerbe der UNESCO) Bombo-Lumene Reserve

Kahuzi-Biega National Park (Weltnaturerbe der UNESCO) Virunga National Park (Weltnaturerbe der UNESCO) Okapi Reserve (Weltnaturerbe der UNESCO)

Garamba National Park (Weltnaturerbe der UNESCO) Upemba National Park 

Die GIZ hat in dem Sektor „Erhalt der Biodiversität und nachhaltige Waldbewirtschaftung“ einen Schwerpunkt ihrer Arbeit in der DR Kongo.

Bodenschätze

Der Osten der Demokratischen Republik Kongo gehört geologisch zum Afrikanischen Graben. Hier werden seit über 100 Jahren Rohstoffe abgebaut. Der „Kupfergürtel“ verläuft parallel zur sambischen Grenze. Hier, in der Provinz Katanga, wird Kupfer, Coltan, Kobalt, Zinn etc. gefunden und heute im großen Stil abgebaut. Nach Norden schließen sich die Kivu-Provinzen an. Hier werden an vielen Stellen Gold, Diamanten, Silber, Koltan und auch Erdöl gefunden. Die ostkongolesischen Kriege  haben in der Gier nach Rohstoffen einen wichtigen Antreiber.

In der Provinz Kasai-Oriental werden vorwiegend Diamanten abgebaut. Die oft jugendlichen Diamantengräber leisten dies unter schwierigsten, gefährlichen und oft unmenschlichen Bedingungen.

Zählte die Provinzhauptstadt Mbuji Mayi 1950 noch keine 20.000 Einwohner, so sind es seit dem Diamantenrausch über 2 Millionen Menschen.

Klima

Die Demokratische Republik Kongo liegt in den inneren Tropen, die sich durch hohe Jahresniederschläge sowie durch hohe Temperaturen und Luftfeuchtigkeit auszeichnen. Das Land lässt sich in fünf Klimazonen aufteilen – äquatoriales Klima, tropisches Klima, tropisches Höhenklima, Wald-/Baumsavannenklima, ozeanisches Klima.

Nördlich der Stadt Mbandaka verläuft der Äquator mit seiner typischen Klimazone. Nördlich davon erfolgt nur eine kurze Trockenzeit von November bis März und eine lange Regenzeit von April bis Oktober. Südlich des Äquators sind diese Zeiten genau gegenläufig. Der Wechsel der Jahreszeiten manifestiert sich, bedingt durch den Klimawandel, immer unregelmäßiger.

Die Jahresniederschläge variieren von 1.200 bis 2.000 mm/Jahr. Das Kongo-Becken liegt auf durchschnittlich 600m über dem Meeresspiegel und weist tropisches Regenwaldklima auf. Das südliche Hochland, mit seinen Höhenzügen bis 1000m ü.M. ist kühler und trockener. Das östliche und deutlich höhere Hochland steigt im äußersten Osten bis auf 3000m an und wird von einem milden Klima bestimmt. Die Jahresdurchschnittstemperatur, bspw. in den Städten Goma und Bukavu, beträgt ca. 20 Grad Celsius. Auch die im Süden des Landes gelegene Bergbaustadt Lubumbashi zeigt, bedingt durch die Höhenlage von 1300 m, ein mildes Klima.

Tropischer Regenwald in Gefahr

Die zweitgrößte Regenwaldregion der Erde liegt im Einzugsgebiet des Kongo. Der Regenwald erstreckt sich über eine Fläche von etwa 1,7 Millionen Quadratkilometern, ist damit fünfmal größer als Deutschland und Teil eines  riesigen  Ökosystems mit Flüssen und Seen

Der Klimawandel hat massive Auswirkungen auf  das ökologische System im ganzen Kongobecken. Die klimatische Entwicklung in der Region hat direkte Auswirkungen auf das Klima in Zentralafrika und weltweit.

Große Gebiete des tropischen Regenwalds sind in Gefahr. Unregelmäßige Niederschlagsmengen in den regenarmen Zeiten und regelrechte Trockenperioden bedrohen den Wald. Besonders  die 40 bis 50 Meter hohen „Urwaldriesen“ vertrocknen relativ schnell. Die ausbleibende Beschattung der niedrigen Gehölze wirkt sich sehr negativ für die Tier- und Pflanzenwelt aus. Extreme Sturzregen bewirken, dass die Regenwaldflüsse sehr unterschiedliche Wasserstände führen. Es kommt zur Erosion und zum Verlust an Bodenqualität.

Die anarchische politische Situation des Mobutu- Regimes und die sich anschließende instabile Lage seit den letzten Kriegen bewirken zwei  gegenläufige Entwicklungen:

Eine systematische Abholzung fand bisher kaum statt, da die politische Unsicherheit dies nicht ermöglichte. Dies hat den Regenwald geschützt. Gleichzeitig ist der zweitgrößte Regenwald der Welt von einem unkontrollierten Abholzen bedroht. Der kongolesische Regenwald wird zunehmend Zielgebiet der großen asiatischen, amerikanischen und europäischen Holzkonzerne.

Ökologische Probleme

Stark schwankende Jahresniederschläge, Überschwemmungen, Sturzregen und unkalkulierbare Trockenperioden als Folge des Klimawandels führen dazu, dass Bauern ihren landwirtschaftlichen Kalender den Regen- und Trockenzeiten anpassen.

Zudem ist die DR Kongo mit folgenden ökologischen Herausforderungen konfrontiert: Verlustgefahr der Biodiversität, Artensterben, Abholzung und teilweise Rodung des Regenwaldes, unregelmäßige und unkontrollierbare Starkregen und Überschwemmungen, mangelndes Trinkwasserangebot sowie Müllentsorgung.

Eine fast handlungsunfähige und korrupte Verwaltung ermöglicht eine massive Umweltzerstörung und eine sich verstärkende Umweltkrise. Die Wälder der DR Kongo sind durch die Nachfrage nach tropischen Hölzern gefährdet. Vor allem schwer zugängliche Waldgebiete entlang der Flüsse sind von illegalem Einschlag betroffen. Auch geht der Waldbestand durch Bürgerkrieg, intensive Brandrodung und Brennholzeinschlag ständig zurück. Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) unterstützt die kongolesische Regierung bei der Datenerhebung, Festlegung von umweltpolitischen Zielen und konkreten Maßnahmen.

Armut und Arbeitslosigkeit, in  Verbindung  mit lokaler hoher Belastung der landwirtschaftlichen Produktionssysteme, führen zu einem großen Druck auf die ökologischen Systeme. Die demographische Entwicklung wirkt hier verstärkend. Die  kriegerischen Auseinandersetzungen und die hieraus resultierenden Flucht- und Migrationsbewegungen führen zu einer weiteren Destabilisierung der Ökosysteme.

Auch in den Bergbaugebieten finden umweltschonende Aspekte keinerlei Berücksichtigung. Rekultivierung oder Aufforstung würden die Kosten erhöhen. Nicht zuletzt sind die Bergbauunternehmen aufgrund der unsicheren Lage auf rasche Profite aus.

Bestandsaufnahmen, Schutz und Aufforstungen wurden bisher nicht systematisch durchgeführt. Die Regierung von J. Kabila hatte erklärt, dem Umweltschutz größere Priorität einzuräumen. Dazu war es aber nicht gekommen. Seine Regierung drängte darauf, das im Rahmen von REDD (Reducting Emissions from Deforestation and Forest Degradaion) vereinbarte Moratorium zur forstwirtschaftlichen Nutzung der bestehenden Urwälder aufzuheben.

Karl Wirtz ist Diplomagraringenieur und bereist seit 1981 regelmäßig die DR Kongo. Neben ländlicher Entwicklung und Ernährungssicherung interessiert er sich besonders für sozialpolitische Aufgaben, Ökologie, Konfliktlösungen und interkulturelle Zusammenarbeit. Er wirkt als Fachberater für Misereor, Brot für die Welt, GIZ und hat die Texte verfasst. Die Veröffentlichung der Länderinformationen auf unseren touristischen Seiten wurde mit der GIZ besprochen.

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