Bevölkerung DR Kongo
Die gesamte Bevölkerung der Demokratischen Republik Kongo wird auf 83,2 Mio. Menschen geschätzt (2018). Allein über 10 Millionen leben in der Hauptstadt Kinshasa. Auf die Gesamtfläche des Landes berechnet ergibt sich eine Einwohnerdichte von 35,8 Einwohnern/km². Der Anteil der städtischen Bevölkerung liegt bei 40,5 % (2018). Die Bevölkerungsverteilung zeigt eine starke Konzentrierung auf die Hauptstadt Kinshasa und die rohstoffreichen Regionen im Osten, Südosten und Süden des Landes.
Das Bevölkerungswachstum einer Stadt setzt sich aus zwei Faktoren zusammen: Erstens aus dem Zuzug von Menschen aus ländlichen Räumen und aus weiteren urbanen Gebieten (externes Bevölkerungswachstum) und zweitens aus dem Wachstum der bereits in der Stadt lebenden Bevölkerung (internes Bevölkerungswachstum). Externes und internes Bevölkerungswachstum sind bspw. in Kinshasa gleich groß und spiegeln sich in der Zahl des nationalen Bevölkerungswachstums mit 3,16% (2018) wieder.
Städte
Kinshasa
Die Hauptstadt Kinshasa wird von ihrer eigenen Geschichte eingeholt. Geplant für 50.000 Bewohner, leben und überleben heute über 10 Millionen Menschen in der Metropole. Und es ist eine Stadt der Gegensätze. Hochrechnungen gehen davon aus, dass Kinshasa im Jahr 2030 die größte städtische Region Afrikas sein wird. Man errechnet bis zu 25 Millionen Bewohner. Die große Mehrheit der Menschen lebt in absoluter Armut.
Gleichzeitig ist Kinshasa eine extrem lebendige Stadt. Der informelle Sektor mit Kleinhandwerk, Straßenverkauf und einem absolut chaotischen Transportsystem bestimmen das Bild. Im Stadtzentrum hat es in der letzten Zeit viele Straßenreparaturen und Ausbauten von Hauptstraßen gegeben. Die zentrale Verbindung vom Flughafen in das Stadtzentrum wurde als sechsspurige Schnellstraße ausgebaut. Dem schnellen Verkehr folgen viele Unfälle mit Fußgängern; als solcher lebt man sehr gefährlich auf den Straßen von Kinshasa. Ob die im Juli 2014 aufgestellten Super Roboter (Ampelanlagen) da etwas daran ändern werden, bleibt abzuwarten. In der Innenstadt wurden Bäume gepflanzt und an manchen Stellen gibt es ausgebaute Bürgersteige. Problematisch bleibt die Strom- und Wasserversorgung.
Zu weiteren wichtigen Städten zählen Lubumbashi mit 1,8 Mio. Einw., Mbuji-Mayi mit 2,5 Mio. Einw., Kisangani mit 1,6 Mio. Einw., Beni mit 230.000 Einw., Butembo mit 200.000 Einw., Bukavu mit 2,0 Mio. Einw. und Goma mit 1,8 Mio. Einwohner. [Diese Zahlen weichen häufig in den Quelltexten sehr voneinander ab. Armut, kriegerische Auseinandersetzungen, eine schlecht arbeitende Verwaltung und viele IDPs – Internally displaced persons – bedingen die ungenaue Datenlage.]
Verkehr
Das Verkehrswesen in der DR Kongo ist sehr unterentwickelt. Es hat sich in den vergangenen Jahren, wenn man von einigen chinesischen Straßen- und sonstigen Infrastrukturprojekten absieht, kaum verbessert. Die Ursachen hierfür sind vielfältig. Das schnelle Bevölkerungswachstum fordert ein sich der Situation anpassendes Transportwesen, die geographischen Gegebenheiten – Regenwald, große Flüsse, sumpfige Regionen und Starkregen machen den Bau von Straßen und Brücken sehr teuer und aufwendig im Unterhalt, die Lage der Hauptstadt Kinshasa am Rande des riesigen Landes und die schlechte Organisation, eine unzuverlässige Verwaltung und die allgegenwärtige Korruption blockieren das Verkehrswesen.
Von Bedeutung sind neben Flugverbindungen auch ein kombinierter Eisenbahn- und Binnenschiffsverkehr, wobei nicht schiffbare Stellen der Flüsse, insbesondere des Kongo, mit Eisenbahnen umgangen werden. Besonders bedeutend ist hier die Strecke von Kinshasa bis zum Seehafen Matadi, da der Fluss auf Grund von Stromschnellen hier nicht schiffbar ist.
In der DR Kongo gibt es insgesamt 15.000 km schiffbare Wasserwege, wovon alleine der größte und längste Fluss Kongo auf 3.000 km genutzt werden kann. Die staatliche Schifffahrtsgesellschaft ist zurzeit nicht operationell. Die großen Schubschiffe, die von Kinshasa aus das Landesinnere anbinden und versorgen, werden von privaten Reedern betrieben. Die Transporte sind mühsam, langwierig und sehr unzuverlässig.
Das Bahnnetz ist in einem desolaten Zustand. Versuche, einzelne Strecken befahrbar zu machen, scheitern an den notwendigen Unterhaltsmaßnahmen. Für das volkswirtschaftliche Geschehen ist das Bahnnetz kaum noch von Bedeutung.
Es gibt in der Demokratischen Republik Kongo nur 3.000 km geteerte und ganzjährig passierbare Straßen. Straßenkarten, die auch etwas über die Möglichkeiten des „Durchkommens“ aussagen, gibt es nur punktuell. Nichtpassierbare Brücken und funktionsuntüchtige Fähren blockieren, besonders in der Regenzeit, den Verkehr in fast allen Regionen des Landes. Der staatliche Straßendienst verfügt über keine Mittel, ist schlecht organisiert und vielerorts zu korrupt, um die notwendigen Reparaturen durchzuführen.
In der Demokratischen Republik Kongo leben 350 ethnische Gruppen. Lokale Sprachen und eine große kulturelle Vielfalt sind die Basis für einen lebendigen Regionalismus in einem Land, in dem sich alle als Kongolesen verstehen.
Anteil alphabetisierte Erwachsene 77 % (2018)
Bedeutende Religionen
Christen 80% (davon Kimbanguisten 10%), Islam 10%
Städtische Bevölkerung 43 % (2019)
Lebenserwartung (w/m)
60,4 Jahre ♀ / 58,9 Jahre ♂ (2018)
Gender Inequality Index
Rang 186 von 187 (HDR 2018)
Anzahl der Geburten
6 / p. Frau (geschätzt, 2017)
Kindersterblichkeit
70 / 1000 Lebendgeburten (2018)
Völker und Regionen
Insgesamt leben in der Demokratischen Republik Kongo bis zu 250 Volksgruppen. Die größten sind die Luba (18%), die Mongo (17%), die Bakongo (16%) und die Zande (10%).
Einige Quellen gehen von der Existenz von etwa 200 Sprachen aus, die sich wiederum in 25 linguistische Gruppen gliedern. Vier Hauptsprachen werden als Nationalsprachen angesehen: Lingala, Kisuaheli Kikongo und Tshiluba. Im Osten und Süden des Landes wird mehrheitlich – neben lokalen Sprachen – Kisuaheli gesprochen. Dies erleichtert die Kommunikation mit den Nachbarländern, besonders mit Sambia und Tansania.
Lingala spielt eine Sonderrolle. Sie wurde unter dem Regime Mobutu zur Sprache des Militärs und der Verwaltung und verbreitete sich so über das ganze Land. Zudem ist es die wichtigste Musiksprache – kongolesischer Rumba und Jazz leben in dieser Sprache. Als gesprochene Sprache gilt Lingala inzwischen als zweite Amtssprache.
Im Großraum Kinshasa sowie im Osten des Landes und in der Provinz Katanga leben auch heute noch einige Tausend Europäer als Geschäftsleute und als Mitarbeiter großer Unternehmen, besonders im Bergbau und den angegliederten Sektoren. Bedeutende ausländische Bevölkerungsgruppen sind Belgier, Amerikaner, Franzosen, Angolaner, Brasilianer sowie libanesische, pakistanische und westafrikanische Händler; sie bestimmen immer noch den Groß- und Einzelhandel. Hinzu kommen die Mitarbeiter der internationalen Gebergemeinschaft und der privaten Entwicklungszusammenarbeit.
Die Beziehungen zwischen der DR Kongo und der Volksrepublik China normalisieren sich auf hohem Niveau. Da viele chinesische Investitionen in der DR Kongo in Form von Krediten vergeben sind und diese als Forderungen anstehen, gehen Fachleute mittelfristig von einer Abkühlung der Beziehungen zwischen der Volksrepublik China und der DR Kongo aus. Gleichzeitig gibt es zunehmend Einzelhändler aus China, die sich besonders in Kinshasa ansiedeln.
Exilkongolesen findet man heute in vielen afrikanischen und europäischen Staaten. Es wird geschätzt, dass alleine in Südafrika 120.000 Kongolesen leben. In Belgien und Frankreich bestehen aktive Exilgemeinden. Genaue Zahlen hierzu liegen jedoch nicht vor, da sich viele kongolesische Migranten illegal in Europa aufhalten.
Bevölkerungsentwicklung
Die Demokratische Republik Kongo zeichnet sich durch eine junge Bevölkerung aus. Knapp die Hälfte der Bevölkerung (47,5 %) ist weniger als 15 Jahre alt, 50 % sind zwischen 15 und 64 Jahre alt und 2,5 % haben das Alter von 65 und mehr Jahren.
Das Bevölkerungswachstum liegt bei 2,33 %, wobei die Zahl rückläufig ist. Im städtischen Umfeld und in der gebildeten Mittel- und Oberschicht gebären die Frauen deutlich weniger Kinder. Der Krieg im Osten des Landes, HIV / AIDS und die unzureichende medizinische Versorgung sind die wichtigen Faktoren für die geringe Lebenserwartung von Frauen bei 59,8 Jahren und Männern bei 56,1 Jahren (2017).
Familienplanung ist für die große Mehrheit der Paare (besonders für die Frauen) aus finanziellen, organisatorischen, medizinischen und kulturellen Gründen nicht möglich. Die Kirchen nehmen mehrheitlich immer noch eine sehr konservative Position zu diesem Thema ein.
Jugend
Über 19% der Bevölkerung zählt zur Altersgruppe der Jugendlichen (14 bis 24 Jahre). Erschreckend ist, dass 47% der Opfer – verschiedener gewaltsamer Konflikte – genau aus dieser Gruppe kommen. Abgesehen von einer kleinen Minderheit, die einen Ausbildungsplatz in privaten oder konfessionellen Einrichtungen findet, müssen sich die Jugendlichen «durchschlagen». Auch Sportvereine, kirchliche Jugendorganisationen und politisch-soziale Verbände erreichen nur eine kleine Elite. Armut und Hoffnungslosigkeit treibt viele Jugendliche in den Konsum von Cannabis, lokalen Drogen und Alkohol (oft selbstgebrannte, höchst zweifelhafte Brände). Viele Mädchen und junge Frauen landen in der Armutsprostitution.
Kinderarbeit ist überall im Land verbreitet, in den provisorischen Bergwerken in Katanga als Bergleute, in den Kriegsgebieten des Ostens als Kindersoldaten oder in den Haushalten der Reichen von Kinshasa als Haushaltssklaven.
Für Hungerlöhne und unter schwierigsten Arbeitsbedingungen suchen junge Männer ihr Glück im artisanalen Bergbau. Internationale Konzerne wollen gemeinsam mit der kongolesischen Regierung gegen Kinderarbeit vorgehen, doch bedauerlicherweise zeigt die Regierung der DR Kongo kaum Interesse an dieser, in ihren Augen rebellischen, Jugend. Seit 2009 gibt es keine staatliche Jugend- Policy mehr.
Armut
Die Demokratische Republik Kongo ist ein reiches – armes Land. Unendlich reich an Rohstoffen profitiert eine sehr kleine Minderheit von den Schätzen des Bodens und der Natur. Zwei Drittel der Bevölkerung lebt in absoluter Armut, in der Mangel- und Fehlernährung an der Tagesordnung sind.
In den Städten fehlt es an Arbeitsplätzen, Nahrungsmitteln, Wasser und der elementarsten sanitären Versorgung. Auf dem Land fehlt es an Straßen zur Vermarktung der landwirtschaftlichen Produkte.
Zusätzlich behindern die innenpolitischen Konflikte und die allgegenwärtige Korruption eine erfolgreiche Armutsbekämpfung.
Hunger
Dem globalen Hungerindex entsprechend sind 13 Millionen Menschen in der DR Kongo auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. 2017 litten 8 Millionen Menschen im Land an massivem Hunger. Besonders hiervon betroffen sind Kinder, Alte und Kranke, Geflüchtete und Vertriebene. 60% der chronischen Hungerleidenden sind weiblich, da besonders Frauen und Mädchen bei der Ernährung innerhalb der Familie, aber auch bei der Nahrungsmittelhilfe vernachlässigt werden.
Eine zentrale Ursache des Hungers sind immer wieder aufkeimende Kriege und Epidemien, aus denen eine unendliche Armut erwächst, die dramatische Wirklichkeit für 72% der Bevölkerung.
Familie
Im Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens steht die Großfamilie mit Solidarstrukturen, die für die ärmeren Bevölkerungsschichten einen Schutz vor Verelendung und Hunger bilden. Diese für das Überleben wichtigen Strukturen, führen aber auch zu Klientel- und Pfründenwirtschaft.
Besonders im städtischen Umfeld ist oftmals das Wegbrechen der traditionellen Solidarstrukturen zu beobachten. Alte Menschen, bisher von der Großfamilie versorgt, leben in absoluter Armut auf der Straße und vollkommen auf sich selbst gestellt. Kinder, die ganz oder teilweise auf der Straße leben, gehören in den Kleinstädten schon zum Straßenbild.
Karl Wirtz ist Diplomagraringenieur und bereist seit 1981 regelmäßig die DR Kongo. Neben ländlicher Entwicklung und Ernährungssicherung interessiert er sich besonders für sozialpolitische Aufgaben, Ökologie, Konfliktlösungen und interkulturelle Zusammenarbeit. Er wirkt als Fachberater für Misereor, Brot für die Welt, GIZ und hat die Texte verfasst. Die Veröffentlichung der Länderinformationen auf unseren touristischen Seiten wurde mit der GIZ besprochen.